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Industrialisierung in Deutschland


Folgende Punkte werden bearbeitet:

1.  Was bedeutet „Industrialisierung“ überhaupt?

2. Neuartige Techniken und Erfindungen

3.  Doch warum trat die Industrialisierung in Deutschland verspätet ein?

4.  Klassengesellschaft

5.  Bevölkerungswachstum

6.  Bildungssystem Deutschland

7.  Veränderung des politischen Systems

8.  Arbeitsteilung und Arbeiter

9.  Industrialisierung: Revolution oder Reform

10.Die Familie zur Zeit der Industrialisierung

11.Die „Frauenfrage“

12.Verschmutzung der Umwelt durch die Industrie

13.Die Eisenbahn

14.Plötzlicher Einschnitt – der Erste Weltkrieg


 1.Was bedeutet „Industrialisierung“ überhaupt?

Der Begriff Industrialisierung kommt von dem Wort „Industriegesellschaft“, die Gesellschaft der Zukunft, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts Einzug hielt. Diese vorherrschende Gesellschaft wurde von dem französischen Sozialreformer und Soziologen Henri de Saint-Simon als „Industriegesellschaft“ bezeichnet. Auch heute noch wird die Gesellschaft der Bundesrepublik gerne „moderne Industriegesellschaft“ genannt, was darauf hindeutet, dass die in der Anfangszeit der Industrialisierung entstandenen Methoden und Neuerrungenschaften auch heute zum Teil eine Rolle spielen. Saint-Simon bezeichnete die neue Gesellschaft als Industriegesellschaft, da sich die Produktionsweisen gewandelt hatten. Das technische Wissen wurde effizienter auf die Güterproduktion angewandt und erhöhte somit die Präzision und minderte den Zeitaufwand.

„Industriegesellschaft“ bedeutet weiterhin, dass die Produktionsweise mehr und mehr auf neuen Technologien beruhte und auch soziale, kulturelle und politische Veränderungen mit sich brachte.

Als Synonym für „Industrialisierung“ wird auch der Begriff „industrielle Revolution“ verwendet. Das drückt aus, dass diese Entwicklungen in enormer Geschwindigkeit vollzogen wurden.

Bereits im Mittelalter existierten Vorläuferformen wie das so genannte Verlagssystem. Dabei wurden Waren auf Auftrag in Heimarbeit angefertigt. Später entstand die Manufaktur, eine Vorläuferin der Fabriken. Bei dieser Arbeitsform arbeiteten viele Handwerker unterschiedlicher Spezialgebiete zusammen. Das erhöhte die Produktivität enorm, doch das Charakteristische der Industrialisierung war der Einsatz von Maschinen. Merkmale der Industrieproduktion waren:

–         Maschinelle Produktion durch Technologie

–         Massenproduktion

–         Fabriken

–         Arbeitsteilung

–         Neue Prinzipien („mehr für weniger“)

Mit Industrialisierung wird also der Übergang zur maschinellen Produktion von Massengütern in Großbetrieben unter neuen Prinzipien gemeint.

2.Neuartige Techniken und Erfindungen

Die Industrialisierung basierte vor allem auf neuen Techniken und Erfindungen.

3.Doch warum trat die Industrialisierung in Deutschland verspätet ein?

–         Die Einzelstaaten des Deutschen Bundes (lockerer Zusammenschluss von 39 Einzelstaaten) verhinderten einen effektiven Handel. Zölle, die bei Passierung der jeweiligen Staaten verlangt wurden, waren sehr hoch und trieben somit auch den Preis der Ware in die Höhe. Das erlangte solche Ausmaße, dass sich kaum noch Käufer fanden und sich der Handel fast nicht lohnte. Auch unterschiedliche Gewichte und Maße erschwerten den Handel .

–         Am 1. Januar 1834 jedoch entstand der Deutsche Zollverein, ein Zusammenschluss Preußens mit einigen süd- und mitteldeutschen Staaten. Sie bildeten ein einheitliches Wirtschaftsgebiet und schafften so die Zölle innerhalb dieses Gebiets ab. Dieser Vereinigung schlossen sich bis 1854 alle deutschen Staaten an, was einen schnelleren und billigeren Transport der Waren zur Folge hatte. Der Handel lohnte sich wieder.

Bild 1: Anfänge des Deutschen Zollvereins

–         Die Zünfte verhinderten den Wettbewerb. Eine Zunft war ein Zusammenschluss von Arbeitern, die demselben Beruf nachgingen. Innerhalb einer Zunft wurden die gleichen Materialien verwendet und die Waren zu demselben Preis verkauft. Somit war ein Wettbewerb unmöglich.

–         Weiterhin waren die Franzosen sehr an der Industrialisierung beteiligt, denn sie brachten viele die industrielle Konzentration fördernden Rechte. Die ersten deutschen Aktiengesellschaften basieren ebenfalls auf den von den Franzosen gegründeten Rechten, die auch französisches Berggesetz genannt werden. Das wichtigste dieser Gesetzte besagt, dass Bergwerkseigentum von dem Grundeigentum getrennt zu behandeln ist und der Staat somit nur Verleihungs- und Aufsichtsrechte besitzt. Diese Rechte hielten sich lange, da sie wirtschaftsfördernd und anerkannt waren. Diese Gesetze fanden sich unter anderem auch noch in späteren Gesetzen, wie zum Beispiel in dem Gesetz für Verwaltungsgerichte 1875.

–         Außerdem konzentrierten die Franzosen die Bergwerksanlagen und minderten somit auch die Anstrengungen und den Abbauaufwand. Auch früher schon (in 17. Jahrhundert) hatten zum Beispiel die Grafen von Aremberg den Bleierzabbau bei Mechernich und Commern zu konzentrieren versucht, waren jedoch gescheitert. Die Franzosen dagegen griffen wesentlich energischer durch, was die Grundlage für den Mechernichen Bergwerksaktienverleih von 1859 war.

–         Auch in den Bereichen Handel und Verkehr haben die Franzosen einiges getan. Das Ergebnis waren ein solider Handel und ein gut aufgebautes Verkehrssystem. Die französische Zoll- und Handelspolitik, die sowieso auf Zöllen und Kontinentalsperren basierte, musste sich jedoch der napoleonischen Herrschaft unterwerfen. Durch diese Unterdrückung der Zoll- und Handelspolitik durch Napoleon, der zu dieser Zeit einen Handelskrieg gegen England und andere europäische Staaten führte, wurde die blühende bergische Industrie in den Ruin getrieben. Die Maut wurde eingeführt und somit stiegen auch die Transportkosten der Waren, was wiederum die Preise drastisch in die Höhe schnellen ließ.

–         Die Unfreiheit der Bauern, die auch schon im Mittelalter vorherrschte, war ein weiteres Problem.

–         In Deutschland entwickelten sich die Fabriken sehr langsam. In Jahre 1849 gab es in Preußen nur 5,4% Fabrikarbeiter. 1861 gab es vor allem Kleinbetriebe von 17-21 Personen. Großunternehmen waren selten. Ein enormer Industrialisierungsschub erfolgte im Kaiserreich, wo sich das System entgültig durchsetzte. Deutschland wurde zu einer industriellen Weltmacht.

Bild 2: industrialisiertes Deutschland

–         Sich neu bildende Aktiengesellschaften förderten die Industrialisierung zusätzlich. Großbetriebe schlossen sich zu diesen zusammen und konnten somit billiger produzieren, besser investieren, wissenschaftliche und technologische Neuerungen schneller verwerten und waren so der Marktkonkurrenz überlegen.

–         Auch bildeten sich wirtschaftliche Interessensgruppen in Wirtschaftsverbänden, zum Beispiel im „Bund der Industriellen“ (1895) und im „Bund der Landwirte“ (1893). Diese Verbände nahmen auf die politischen Entscheidungen Einfluss. Die Zusammenschlüsse entwickelten sich bis zur Jahrhundertwende zu einem komplexen Handelssystem, welches auch die Grundstruktur der modernen Verbändestaaten ist.

–         Zur Zeit der Industrialisierung machte man in der Landwirtschaft deutliche Fortschritte, was die zunehmend wachsende Bevölkerung ernährte. Somit gab es immer mehr Arbeitsplätze, die bei der steigenden Güternachfrage auch gebraucht wurden.

–         Ein sehr wichtiger Punkt der Industrialisierung waren auch neue Kommunikationsmöglichkeiten und die Erfindung der Eisenbahn und später des Automobils. Diese neuartigen Erfindungen erleichterten den Handel.

–         Auch wurden, um dem Kapitalmangel entgegenzuwirken, Staatskassen, die den Unternehmern Kredite zu garantierten Zinsen gewährten, eröffnet. So wurden Investitionen erleichtert. Viele Flüsse, darunter auch der Rhein, wurden begradigt und so schiffbar für den Transport der Waren gemacht.

4.Klassengesellschaft

Durch die Industrialisierung veränderte sich auch die Ständegesellschaft. Die neue so genannte Klassengesellschaft sah folgendermaßen aus.

An der Spitze stand der Grund besitzende Adel.

Dann folgte das Großbürgertum.

Die obere Mitte besetzte das Bildungsbürgertum, zu dem auch teilweise die Geistlichen gezählt wurden, und das wohlhabende Besitzbürgertum.

Die untere Mitte belegten die „alten Mittelstände“, also die Handwerker, Händler und Bauern. Zur unteren Mitte gehörten auch die „neuen Mittelstände“, die Angestellten.

Die Unterschicht war die Industriearbeiterschaft, die die Mehrheit ausmachte.

5.Bevölkerungswachstum

In der Zeit der Industrialisierung fand das größte Bevölkerungswachstum der deutschen Geschichte statt. Das rührte vor allem von medizinischen Fortschritten her. Die Lebenserwartung der Menschen stieg erheblich, während die Säuglings- und Kindersterblichkeitsrate extrem zurückging. Die Bevölkerung wuchs und wuchs zunehmend.

Bild 3: Balkendiagramm zum Bevölkerungswachstum in Deutschland zwischen 1780 bis 1914

Diese Veränderung hatte zur Folge, dass sich die Armut, die zuvor sehr stark auf dem Land herrschte, nun auf die industriellen Städte überging, da es Massenwanderungen von arbeitslosen Menschen in die Städte gab. Sie erhofften sich, in den Städten Arbeit zu finden, doch das gelang nicht immer. Mache Menschen versuchten auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, Brasilien, Kanada, Argentinien oder Australien ihre soziale Lage zu verbessern. Das war eine Folge des Pauperismus (Massenarmut). Es gab auch so genannte Binnenwanderungen. Sie waren das Ergebnis der Schwankungen am Arbeitsmarkt. Die Bevölkerung wuchs, da nun auch Heiraten in andere Stände bzw. Klassen möglich waren. Eine Folge des starken Bevölkerungswachstums war eine äußerst intensive Nutzung der Wälder, was schließlich zu einer Holzknappheit und der Erkenntnis des Prinzips der Nachhaltigkeit, das heute immer noch gilt, führte. Außerdem benötigte die größere Bevölkerung auch mehr Nahrung, was zur Erforschung neuer Wirtschaftsmethoden führte. Die Verwissenschaftlichung der Landwirtschaft führte zur Einführung neuer landwirtschaftlicher Maschinen und Werkzeuge und somit zum einen zum Ende von Hungersnöten und zum anderen zur Herrschaft über die Natur durch die Bauern, die sie zuvor als mystisch empfanden und nun als „Herrscher“ kontrollierten. Die Großstädte wuchsen und die vorher ländlichen Bezirke wurden zu Kleinstädten (Urbanisierung).

Bild 4: Städteentwicklung in Mitteleuropa von 1850 – 1910

Folglich kann der Anstieg der Bevölkerung als ein Motor der Industrialisierung bezeichnet werden.

6.Bildungssystem Deutschland

Im Bildungssystem Deutschlands fanden ebenfalls enorme Änderungen statt. Der Analphabetismus beispielsweise verschwand nahezu vollständig. Die Volksschulen wurden ausgebaut und neben den Gymnasien entstanden neue Schulen, die Realgymnasien und Oberrealschulen. In der Zeit der Hochindustrialisierung stieg die Zahl derer mit einer höheren Schulbildung stark an, doch das betraf hauptsächlich die oberen und mittleren Stände. Die Unterschicht und somit die Industriearbeiter erhielten keine oder fast keine Ausbildung.

7.Veränderung des politischen Systems

Nicht nur die Industrialisierung trat in Deutschland verspätet ein, sondern auch die Demokratie. Dies geschah zwar nicht zeitgleich mit der Industrialisierung, doch die Demokratie basierte auf der industriellen Revolution. Durch die bessere Bildung und die höhere Zahl der Gebildeten konnte im 20. Jahrhundert ein demokratisches System aufgestellt werden.

8.Arbeitsteilung und Arbeiter

Durch Arbeitsteilung spezialisierte sich ein Arbeiter auf einen von vielen Arbeitsschritten, um eine Ware herzustellen. Er führte nur diesen einen immer gleichen Arbeitsschritt aus, gab das Produkt dann an einen anderen Arbeiter, der auf einen anderen Arbeitsschritt spezialisiert war, weiter, und somit entstand langsam das Endprodukt. Diese Arbeitsteilung sparte viel Zeit und steigerte die Produktivität. Die Arbeiten wurden mit größerer Geschicklichkeit durch ständige Übung ausgeführt und außerdem sparten neuartige Maschinen viel Zeit ein und führten zu größerer Präzision.

Zur Zeit der industriellen Revolution bestand ein Drittel der Arbeitskräfte aus Kindern.

Bild 5: ein zwölfjähriges Mädchen in einer Baumwollspinnerei um 1908

Sie wurden vor allem für Arbeiten, für die Erwachsene zu groß und ungelenkig waren, eingesetzt.

Bild 6: Jungen arbeiten in einem Kohleschacht

Oft war die Arbeit schlecht oder nicht bezahlt und zu dem noch gesundheitsschädigend. Bei dem Schärfen von Nadeln beispielsweise gerieten kleine Teilchen des Schleifsteins in die Augen und konnten zu Jucken, Entzündungen, Blindheit und grauem und schwarzem Star führen. Diese Erkrankungen wurden damals nicht einmal als sonderlich gefährlich angesehen, da die Kinder an diesen Dingen nicht starben. Wenn der Steinstaub jedoch eingeatmet wurde, setzte er sich allmählich in der Luftröhre, der Lunge und den Bronchien ab und verursachte Entzündungen, die zu Schwindsucht (Tuberkulose = bakterielle Infektionskrankheit, die die Lungen befällt) führen. Außerdem rührten auch Zittern, Gliederkrämpfe und Panaritien (eitrige Entzündungen an den Fingern) daher. Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Schwämmen vor Mund und Nase oder das Aufsetzten einer ledernen Augenbinde mit zwei vor den Augen fixierten Glasstücken erwiesen sich als wirkungslos.

Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen waren in Fabriken sehr häufig sehr schlecht. Wenig Platz und schlechte Luft durch Abgase und keinerlei Lüftung des Raumes waren normale Arbeitsverhältnisse.

Bild 7: Fabrikarbeiterinnen (Arbeit auf engstem Raum)

Auch gab es in Fabriken keine Toiletten, was Hygiene in Fabriken fast nicht zuließ.

Ein neuer Mensch sollte geschaffen werden, ein fleißiger, rationaler, ordentlicher und produktiver Mensch. Um das zu erreichen, wurden schon die Schulkinder „diszipliniert“. Vergehen wurden hart bestraft, eine einheitliche Kleidung war oft Voraussetzung, gemeinsame „Aktivitäten“ wie Pausenturnen waren Pflicht, Gehorsam das oberste Gebot.

9.Industrialisierung: Revolution oder Reform

Die Menschen versuchten die Politik zu beeinflussen und beteiligten sich selbst politisch, was Selbstorganisation der Gesellschaft genannt wird. Dieser Prozess wurde durch die Französische Revolution (Auflehnung gegen den Absolutismus und die Unterdrückung des Volkes durch einen Herrscher) noch unterstützt. Es bildeten sich Interessengesellschaften und Gewerkschaften, um ihre Wünsche und Interessen gegenüber den Arbeitgebern vertreten zu können. Die Arbeiter wollten beispielsweise ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Die Klassenunterschiede sollten abgeschafft und gleiche Eigentumsverhältnisse für alle geschaffen werden. Diese Bewegung wird als sozialistische Revolution bezeichnet. Einige Unternehmer reagierten darauf mit der Initiative zur Lösung der „sozialen Frage“. Sie machten Vorschläge wie die Einführung einer Altersvorsorge, Versorgung bei Krankheitsfall, Unfällen und Invalidität (Verstümmelungen). Überdies hinaus verringerten manche die Lebenshaltungskosten (Kosten, die von einem Haushalt aufgewandt werden müssen, um das Leben zu bestreiten) und unterstützten die Betreuung der Arbeiterkinder. Die Arbeitgeber verlangten als Gegenleistung für ihre Bemühungen jedoch absoluten Gehorsam, was bei den Arbeitern auf scharfe Kritik stieß. So lieferten sich auch in früheren Zeiten Arbeitgeber  und Arbeitnehmer „erbitterte Kämpfe“.

10.Die Familie zur Zeit der Industrialisierung

In der vorindustriellen Zeit verstand man unter Familie alle Menschen, die in einem Haus lebten, also auch das Gesinde (Angestellte) und nicht die Verwandtschaftsbeziehungen.

Bild 8: Haushalt (Familie mit Gesinde) 1902

Das änderte sich allerdings zur Zeit der Industrialisierung. Im Adel und einem Teil der bäuerlichen Bevölkerung herrschte die so genannte „Drei-Generationen-Familie“ vor. Dabei lebten Großeltern, Eltern und Kinder in einem Haushalt zusammen.

Bild 9: Arbeiterfamilie

Die Zahl der Familiengründungen stieg erheblich an, da die Heiratseinschränkungen nunmehr nicht so streng genommen wurden. Die Familie entwickelte sich zu einem Zufluchtsort vor dem Konkurrenzkampf der Arbeit.

11.Die „Frauenfrage“

Auch zur Zeit der industriellen Revolution war die Rollenteilung stark vorhanden. Der Mann verdiente das Geld und war für Politik, Kultur und Geselligkeit zuständig, während sich die Frau um die Sorgen des Mannes und die Erziehung der Kinder kümmerte. Obwohl auch zunehmend Frauen erwerbstätig wurden, blieben öffentliche Angelegenheiten hauptsächlich Männersache.

Schon bald gründeten Frauen Vereine und wollten die Gleichberechtigung durchsetzten. Die Hauptbeteiligten bei dieser Auseinandersetzung waren Lehrerinnen. Da Frauen eine höhere Bildung und somit auch eine Universitätsausbildung untersagt war, stellte der Beruf der Lehrerin für bürgerliche junge Frauen eine gute Option dar, um Geld zu verdienen, selbstständig zu sein und eine einigermaßen hohe Bildung zu erhalten. Für die Mädchen die Unterschicht bot sich der Beruf des Dienstmädchens an, wo sie schon für die Gründung einer Familie lernten, jedoch viele Freiheiten aufgaben.

12.Verschmutzung der Umwelt durch die Industrie

Durch die Industrialisierung trat eine Wasserverschmutzung ein, welche von industriellen Abwässern, die in Flüsse und Seen geleitet wurden, verursacht wurde. Eine weitere Folge war auch die Luftverschmutzung durch Rauch, welcher durch die Kohlekraftwerke entstand. Kohle war der Antrieb vieler Maschinen und somit unerlässlich. Man bemühte sich, die Luftverschmutzung möglichst gering zu halten und montierte deshalb in den Schornsteinen Filter, die die Schadstoffe herausfiltern sollten. Auch wurden die Schornsteine in die Höhe gebaut, um die Schadstoffe zu verdünnen und weitflächig zu verteilen, doch das hatte nur zur Folge, dass sich die unerwünschten Schadstoffe in anderen Regionen absetzten.

13.Die Eisenbahn

Bild 10: Der Adler fährt von Nürnberg nach Fürth (1935)

Ein wichtiger Punkt der Industrialisierung, die Eisenbahn, die es in England schon seit 1820 gab, wurde in Deutschland erstmals im Jahre 1835 hergestellt. Ab 1850 wurde die Eisenbahn zum Handel genutzt. Die Eisenbahnverbindungen durch ganz Deutschland stärkte die politische und wirtschaftliche Situation und förderte den Handel, da Waren nun schneller und billiger transportiert werden konnten.

Bild 11: Eisenbahnnetz in Deutschland Ende 1860

Bild 12: Eisenbahnnetz in Deutschland um 1880

Außerdem wurden durch den Bau von Bahnhöfen, Schienen und Brücken viele Arbeitsplätze geschaffen. Die Einführung der Eisenbahn als Transportmittel war zwar ein großer Fortschritt, jedoch nicht der springende Punkt der Revolution. Sie wurde vor allem von neuen Erfindungen geprägt (siehe 2). Auch wurde die Eisenbahn oftmals kritisiert, da sie die Unwelt verschmutzte und man, um Platz für Schienen zu schaffen, ganze Wälder abholzen musste. Schließlich überwiegte jedoch der technische Fortschritt.

Das Zentrum der Industrialisierung war das Ruhrgebiet, da es reiche Kohle- und Eisenvorkommen besaß. Somit wurde auch die Stahlverarbeitung ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. Hier spielte die Firma „Krupp“ eine wichtige Rolle. Darüber hinaus wurde Stahl natürlich zur Herstellung von Eisenbahnen und Schienen benötigt.

Bild 13: industrielle Revolution in Europa 1870-1914

14.Plötzlicher Einschnitt – der Erste Weltkrieg

Die Zeit der Industrialisierung und Modernisierung vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis 1914 wurde in Rückblicken und Kommentaren als eine Zeit der Wissenschaft und Technik, des Fortschritts und des Friedens gelobt. Auch entstand der Glaube an die unbegrenzte Gestaltbarkeit der Natur durch den Menschen. Als der „Große Krieg“ ausbrach, jubelten sogar einige Menschen, denn dadurch sahen sie eine Möglichkeit für neue Hoffnungen im Bereich Natur und Politik. Doch schon nach wenigen Wochen mussten sie erkennen, dass dieser Krieg zu einer grausamen, kaltblütigen und unkontrollierbaren Katastrophe ausartete.